Reise in die Vergangenheit: Innsbruck 1943

 Fast auf den Tag genau, 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, begaben sich die Klassen 4c und 4d auf nach Innsbruck, um mehr über die Zeit des Nationalsozialismus in Innsbruck und den Holocaust zu erfahren.

Am Landhausplatz sahen wir uns um und versuchten, die näheren Umstände von drei Objekten – darunter das Landhaus – zu erraten: Wer hatte diese wohl errichtet? Wann? Woran könnten sie uns erinnern?

Das Landhaus wurde als „Gauhaus für Tirol und Vorarlberg“ bereits 1938/39 errichtet. Wir wissen jedoch erst seit sieben Jahren (!) Genaueres über die Hintergründe der Errichtung des größten NS-Baus Tirols. Einigen jüdischen Familien wurden ihre Grundstücke enteignet, damit die Nationalsoszialist*innen ihr monumentales Regierungsviertel errichten konnten.
Das „Befreiungsdenkmal“ wurde erst nach dem Kriegsende von der französischen Verwaltung errichtet und immer wieder umgestaltet. Zuletzt wurden an der Seite die Namen jener Menschen angebracht, die Widerstand geleistet haben. Viele davon haben deswegen das Kriegsende nicht erlebt.
Das kleinste und jüngste „Pogrom-Denkmal“ erinnert an die vier Innsbrucker Männer, die in der „Pogromnacht“ umgebracht wurden. Über ihr Leben und ihren Tod erfuhren wir im zweiten Teil am jüdischen Friedhof mehr.

Im Zimmer der Gauleiters Hofer hörten wir einiges über Personen, die in der NS-Zeit im Gauhaus gearbeitet hatten. Sie hatten die Zeit anders erlebt, als die jüdische Bevölkerung.
Die berührende Geschichte der polnischen Jüdin Leokadia Justman wird dort aktuell erzählt. 1943 kam die knapp 20-Jährige nach mehrjähriger Flucht in Polen mit ihrem Vater Jakob nach Tirol. Ihre Mutter Sofia gab sich als ihre eigene Tochter aus, um diese zu retten, wurde deportiert und an deren Stelle im Konzentrationslager Treblinka ermordet. Leokadia selbst hat die NS-Diktatur überlebt, weil ihr mutige Menschen geholfen haben und sie bis Kriegsende versteckten. 1945 kam sie zurück nach Innsbruck und beerdigte den Leichnam ihres Vaters, der im Lager Reichenau ermordet worden war, am jüdischen Friedhof. Sie blieb für ein paar Jahre, arbeitete beim Jüdischen Komitee mit und heiratete. Gemeinsam mir ihrem Mann emigrierte sie in die USA, wo sie 2002 starb.

Die Schüler*innen bemerkten gleich, dass es im jüdischen Friedhof ganz anders aussieht als im katholischen Teil des Westfriedhofs. Er wirkte dunkel, düster, verlassen und einsam ohne Kerzen und Blumen. Jüdinnen und Juden gedenken ihrer verstorbenen Verwandten auf andere Weise. Die Geschichten der Menschen haben uns tief berührt: Es ist erschreckend und traurig, was sie durchmachen mussten, weil sie anders/jüdisch waren. Neue Perspektiven taten sich auf und die Frage, wie wir zusammenleben können. Das stimmte uns nachdenklich.

Bernhard Falch & Sabine Mirrione