Exkursion „Lernort Hall“ – Rundgang zur NS-Euthanasie

Nachdem sich die Klassen 8AB im Geschichteunterricht mit dem Nationalsozialismus und im PP-Unterricht mit Psychiatrie auseinandergesetzt hatten, fuhren wir am 18. Dezember nach Hall.

Dort erfuhren wir beim Rundgang mit dem Historiker Oliver Seifert einiges über die Geschichte von Hall – auch heute noch oft Synonym für die „Psychiatrie“.

1830 wurde die für ganz Tirol (zu dem damals auch Südtirol gehörte) zuständige „Irrenanstalt“ eröffnet. Menschen, die als verwirrt galten oder deren Gedanken und Gefühle irre erschienen, sollten dort behandelt bzw. verwahrt werden. Im Laufe der nächsten 100 Jahre versuchten die Ärzte der „Nervenheilanstalt“ verschiedene Dinge, um Patient*innen zu heilen. Der Schutz der Erkrankten vor sich selber, aber auch ein Schutz der Gesellschaft, waren weitere wichtige Aufgaben.

Den Schwerpunkt des Rundgangs bildete die Zeit des Nationalsozialismus. Menschen, die geistig beeinträchtigt oder psychisch krank waren, galten als „minderwertig“. Wer nicht „arbeitsfähig“ war, wurde als „lebensunwert“ eingestuft. Viele Patient*innen wurden zwangssterilisiert und noch mehr im Zuge der „Aktion T4“ sogar getötet. Auch aus Hall wurden zwischen 1940 und 1942 360 Menschen nach Oberösterreich deportiert. 300 Patient*innen wurden in Hartheim mit Gas ermordet und 60 in Niedernhart mit überdosierten Medikamenten umgebracht. Da es trotz Geheimhaltung immer mehr Fragen und schließlich auch Kritik aus der Bevölkerung gab, wurde die „Euthanasieaktion“ abgebrochen. Eine „wilde Euthanasie“ gab es in manchen Anstalten auch weiterhin.

Seit 2020 erinnert der Gedenkort an die Opfer aus der Haller Anstalt. Die Namen und Geschichten der Frauen, Kinder und Männer, zum Teil auch aus unseren Dörfern, konnten wir dort nachlesen. Wir diskutierten über die Verantwortung von Ärzten und Pfleger*innen? Viele arbeiteten nach 1945 „normal“ weiter.

Auch die Frage, wie wir als Gesellschaft mit Menschen, die nicht der „Norm“ entsprechen, umgehen, beschäftigte uns. Wir sprachen von Lappen, Spinner*innen, Verrückten, Psychos… Abwertende Bezeichnungen für Menschen, die geistig beeinträchtigt sind oder eine psychische Erkrankung haben. Eine psychische Erkrankung ist auch heute noch häufig ein Tabu. Manche Betroffene schämen sich und verschweigen ihre Erkrankung. Auch wenn die psychiatrische Abteilung des „Landeskrankenhauses“ mittlerweile eine von vielen ist, werden psychische Erkrankungen gesellschaftlich oft noch nicht auf gleicher Ebene gesehen, wie somatische Erkrankungen.

Sabine Mirrione