Impuls

Wie können wir mit negativen Gedanken umgehen?

Eine Erzählung aus dem frühen christlichen Mönchtum lautet: „Ein Bruder kam zum Altvater Poimen und sagte: ‚Vater, ich habe vielerlei Gedanken und komme durch sie in Gefahr.’ Der Altvater führte ihn ins Freie und sagte zu ihm: ‚Breite dein Obergewand aus und halte die Winde auf!’ Er antwortete: ‚Das kann ich nicht!’ Da sagte der Greis zu ihm: ‚Wenn du das nicht kannst, dann kannst du auch deine Gedanken nicht hindern, zu dir zu kommen. Aber es ist deine Aufgabe, ihnen zu widerstehen.’“

Negative Gedanken sind einfach da. Abbas Poimen (ca. 340-450) spricht von der Aufgabe, „ihnen zu widerstehen“. Das bedeutet: Sie anzunehmen und mit ihnen zu kämpfen. Wir sollen lernen, mit unseren Gedanken zu sprechen, indem wir sie nach dem befragen, was sie von uns wollen. In jedem negativen Gedanken liegt ein Sinn. Was will mir ein negativer Gedanke sagen? Was will er mir über mich selbst sagen? Wo zeigt er mir Kräfte, die dem Leben dienen? Das Bild vom sportlichen Wettkampf kann weiterhelfen. Im Wettkampf lernen wir nicht nur den von uns respektierten Gegner kennen, dessen Stärken und Schwächen, sondern wir lernen auch uns selbst kennen. Für negative Gedanken und Gefühle können wir uns nicht entscheiden. Doch wir können uns entscheiden, ob wir ihnen folgen. Es ist ein tägliches Üben. Mit jedem Üben gewinnen wir an innerer Stärke und Freundlichkeit, weil wir lernen, freundlich mit uns selbst umzugehen.

  1. Sage innerlich: „Halt!“ Zähle langsam bis 10. Höre dabei auf deine Atmung.
  2. Sage zu deinen negativen Gedanken: „Willkommen!“
  3. Prüfe deine Gedanken.
  • Haben sie mit der jetzigen Wirklichkeit zu tun oder machen sie dir etwas vor?
  • Wohin führt dich der negative Gedanke, wenn du jetzt mit ihm gehst?
  • Welchen Einfluss hat er jetzt auf dich? Ist der Gedanke also hilfreich?
  • Weist dich der Gedanke auf etwas hin, was für dich ganz wertvoll ist?
  • Wo will der Gedanke jetzt eine positive Kraft in dir freisetzen?
  1. Setze einen positiven Gedanken, der dich jetzt motiviert und handle danach.
  2. Verabschiede deine negativen Gedanken. Lass sie wie Vögel von dir wegfliegen.
  3. Lass am Abend den vergangenen Tag an dir vorüberziehen.

Gregor Schwabegger OCist